Update: Ein Programm für “innere Stärke” ist nötiger denn je!
Sebastian Baier vom cocreation.loft schreibt hier ein Update zum geplanten Wellbeing Programm. Er fasst u.a. die Ergebnisse unserer Umfrage zusammen. Herzlichen Dank an alle Teilnehmer!
Die Vorbereitungen laufen — hier im cocreation.loft (Schinkestraße), bei Das Dach (Köpenicker Straße) und im angehenden „Haus für eine solidarische Zukunft“ (Paul-Lincke-Ufer). Wie Joana Breidenbach in ihrem Blogpost im April bereits beschrieben hat, schlossen wir uns zu Beginn des Jahres zusammen, um an einer gemeinsamen Vision zu arbeiten. Eine Vision, die aus mehreren Hintergründen entstand: einerseits blicken wir voller Vorfreude auf eine große Chance, die sich 2019 aus der Eröffnung des 3.000qm großen Hauses für sozial Engagierte ergeben wird. Andererseits legen besorgniserregende Statistiken und Geschichten über genau diese Berufsgruppe einen „grauen Schleier“ über die Euphorie, ein solches Projekt zu starten. Je mehr wir uns mit der Thematik beschäftigen, desto klarer wird das Bild: sozial Engagierte benötigen (frei zugängliche) Unterstützung bei der Entwicklung ihrer individuellen Persönlichkeitsstärken, um ihren täglichen Berufsalltag zu bestreiten und nicht in Burn-Out und Depression abzurutschen.
Die Umfrageergebnisse
Die deutlichen Statistiken internationaler Untersuchungen waren uns aber nicht genug. Um eine Momentaufnahme aus nächster Nähe zu bekommen, fügten wir Joana’s Blogpost eine kleine Umfrage an, deren ad hoc Ergebnis uns weiter bestärkte. Erfreut waren wir über die rege Teilnahme an der anonymen Befragung, die sich vor allem an Berufstätige aus dem sozialen Sektor richten sollte. Eine zentrale Frage richtete sich nach individuellen Berührungspunkten mit dem Thema Burn-Out im beruflichen oder privaten Kontext. Das Resultat: 85% aller Befragten antworteten mit einer klaren Bestätigung eigener Erfahrungen mit dem Thema. Viele kleine Geschichten erreichten uns und bestätigten die weite Verbreitung von Burn-Out Symptomen im Alltag von Menschen mit sozialen Berufen. Zugleich belegten die Aussagen unserer Befragten weiterhin die Statistiken, nach denen in diesem Sektor viel zu wenig getan wird für die Förderung von Persönlichkeitsstärken — genau jene Stärken nämlich, die dem Abrutschen in Depression und Burn-Out entgegenwirken und Menschen mit solch wertschöpfenden Aufgaben mehr Standfestigkeit für ihr eigenes Leben ermöglichen.
In Erfahrungsräumen lernen
Doch ein gefestigtes Verhältnis zu sich selbst, Resilienz, Konfliktkompetenz und die Wahrnehmung eigener Grenzen — „emotionale Regulierung“- all diese Fähigkeiten und Kompetenzen sind uns nicht in die Wiege gelegt und von Vielen schlichtweg nie erlernt worden. Wir sind der Überzeugung dass man sie auch weniger aus Büchern lernen kann, sondern vielmehr in Erfahrungsräume gehen muss — geführt von Experten — die einem in Interaktion mit anderen Menschen diese neuen Perspektiven auf sich und die Welt näher bringen. Wirkliches „menschliches Lernen“ erfolgt nur über eine tatsächliche „Verinnerlichung“ — d.h. Geist und Körper nehmen eine Information in ihr System auf indem sie diese quasi „erleben“. Unsere gemeinsame Vision mit betterplace ist es daher auf dieser Ebene anzusetzen und zusammen mit unserem hochqualifizierten Netzwerk aus Prozessbegleitern, Coaches, Körpertherapeuten und Spezialisten ein Allround-Programm zu entwickeln. Klar strukturierte Module sollen den interessierten Nutzern des Hauses offen stehen um während ihres Aufenthalts daran teilzunehmen. Workshop-Formate, Einzelsessions und viele andere Erfahrungsräume werden dabei so konzipiert, dass sie den Teilnehmern die nötigen Techniken und Werkzeuge an die Hand geben mit denen sie in eine natürliche Selbstführung kommen.
Nach wie vor sind wir im Entwicklungsstadium und suchen vor allem nach einer finanziellen Förderung für dieses Programm. Bis zur Eröffnung des Hauses im Spätsommer wollen wir startklar sein. Einzigartig und neu ist an unserem Vorhaben dabei nicht nur der Fokus auf soziale Berufe, sondern auch erstmals ein großer zentraler Ort (das ehem. Umspannwerk Kreuzberg), an dem ein Programm dieser Art durchgeführt wird. Das bedeutet, dass alle Formate unter einem Dach stattfinden können — von Vorträgen, Peer-Group-Treffen über gemeinsame Meditationen bis hin zu Einzel-Coachings und Workshops. Zusammen mit einem finanziell unterstützenden Partner stehen alle Möglichkeiten offen: die attraktiven Räume auf 3.000qm, 30.000 Besucher pro Jahr und eine Lage mitten im pulsierenden Herz der beiden Kieze Kreuzberg und Neukölln — eine Partnerschaft mit diesem Projekt garantiert hohe Entfaltungsmöglichkeiten, engen Kontakt zu sozialen Akteuren und breite öffentliche Wahrnehmung.
Wir danken allen bisherigen Unterstützern des Projekts! Danke an alle Einsender von Ideen, Angeboten und eigenen Erfahrungen. Wir sind voller Vorfreude auf die weiteren Schritte in diesem Prozess und schaffen es gemeinsam mehr und mehr zu begreifen, dass diese Arbeit einem größeren Ganzen dienen kann: wirkliche Unterstützung für diejenigen bereitzustellen, die sich täglich für das Wohl anderer Menschen einsetzen.
Eine Bitte von uns
Um dieses Programm realisieren zu können benötigen wir für die ersten zwei Jahre eine Förderung oder ein Sponsoring von einer Organisation, die diese Vision gemeinsam mit uns in die Welt bringen will. Während dieser Initial-Phase soll das Projekt unter anderem durch eigene Forschung und konzeptionelle Optimierung schnellstmöglich auf einen Stand gebracht werden, aus dem es finanziell unabhängig weiterexistieren kann. Wenn Ihr eine Idee habt, welche Organisation ein fester Partner für dieses Programm sein könnte, schreibt uns an! Wir freuen uns über Kontakte, Verbindungen oder Anregungen!
Sebastian Baier, cocreation.loft